Lyrisches
... und hier sollt Ihr lesen, was Grimboldtt so zusammenreimt ...
... und hier sollt Ihr lesen, was Grimboldtt so zusammenreimt ...
Einige ausgewählte Zeilen aus Grimboldtts Reimkunst wurden in dem e-Book Die Sicht der Dinge von Grimboldtt zusammengetragen, eine bebilderte Gedicht- und Liedtextsammlung mit 30 Werken im pdf-Format. Interessenten können mich gern kontaktieren.
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Bevorzugte Verwendung finden Paar-, Kreuz- und umschweifende Reime. Um Euch einen Eindruck zu geben, hier nun einige lyrische (Lied-) Texte, kleine Geschichten aus der grausigen, bildhaften Welt Grimboldtts. Die Reihenfolge der Gedichte ist chronologisch von jung nach alt sortiert.
Folgende Werke sind Leseproben aus Die Sicht der Dinge:
Loch Tribute to Funeral Doom Untot Henker Pestis Medicus Blick Höhlengeist Finale
Grotesk
Vor mir das Wasser ist so klar
Dessen bin ich mir gewahr
Doch als ich sehe dann hinein
Betrübt sich deutlich reiner Schein
Braun und schlammig wird das Nass
Und mein Abbild glotzt so voller Hass
Mir und meinem Blick entgegen
Voller Unruh' beginnend sich zu bewegen
Strukturen sind im Wandel nun
Ohne das meinige (meinerseitiges) Dazutun
Es bedarf nur der Anwesenheit
Meiner unwohligen Lebendigkeit
Verwirrt reibe ich mir meine Augen
Sollten sie mir letztlich nichts mehr taugen?
Wechselnd' Monstren bleiben weiterhin
Als mein Abbild in der Brühe drin
Was trag' ich nur mit mir herum
Dass Idylle wird verzerrt so krumm?
Ich komme keiner Lösung nah'
Das Gute verlässt mich offenbar
Zurück mir bleibt böse Natur
Derer ich bin armer Diener nur
Unfähig dagegen anzukämpfen
Winde ich mich unter starken Krämpfen
Elendig Antlitz nicht mehr ertragend
Und Berührung mit den Fratzen wagend
Stürz' ich mich gänzlich in die Wogen
Und fühle nicht länger mich betrogen
Welten auf der anderen Seite
Nicht greifbar und von solcher Weite
Dass Sorge mir die Ruhe nimmt
Weil scheinbar was mit mir nicht stimmt
Welten auf der anderen Seite
Nicht greifbar und von solcher Weite
Dass Ruhe bei mir erst einkehrt
Wenn klar ist, was wohin gehört
(R1: Teil der anderen Seite werden)
(R2: Teil der anderen Seite sein).
Ich betret' ein altes Heim
Frisch erworben, nun mehr mein
Doch eine unheimlich' Kraft,
Die Entsetzen in mir schafft,
Hält mich fest zuhaus' gebannt
Und mir der Ursprung unbekannt
("Ist hier wer, der Frieden misst?")
Klopfen, Schritte, leises Wimmern
Sind vernehmbar in den Zimmern
Warum hält Geist das Haus besetzt?
Warum ist Ruhe hier verletzt?
Doch nun vielleicht gelingt es mir
Den Grund zu finden hier dafür
("Sagt, warum ihr spuken müsst?")
Im Kopfe spricht es sonderbar
Der Gründe nun, werd' ich gewahr
"Du bist schuld an uns'rer Pein
Durch Dich verloren ward das Heim
Das Oberhaupt wusst' keinen Rat
So schritt er auf zur mordend' Tat"
("Was...?")
"Seine Sippe erschlug und schlitzte er
Und der Strick blieb ihm dafür
Und weil wir all das Dir verdanken,
Wirst auch Du am Fluch erkranken
Einzig die Wahl bleibt Dir besteh'n
Auf welche Weise Du wirst geh'n!"
Erstellt um Raserei zu bannen
Derber Stoff so reißfest ist
Schwere Naht Bewegung frisst
Schnallen halten starke Mannen
Hände von Ärmeln eng umschlossen
Arme auf den Bauch verschränkt
Die Hände rückseits eingehängt
Seit Stunden harre ich verdrossen
Selbstbefreiung aussichtslos
Warten auf die Lockerung
Zu lang' andauernde Folterung
Wo bleibt denn die Aufsicht bloß
R.: Bewegungslos
Verschnürt, verpackt und eingesackt.
Heut seh' ich ein Loch in der Wand
Was sich dort gestern noch nicht befand
Es ist zwar klein und rund
Doch wirkt es ungesund
Davor häng ich ein Kruzifix
Sonst mache ich vorerst (mal) nichts
Das Loch nun nicht mehr zu sehen
Kann ich beruhigt schlafen gehen
Nur verdecken hat keinen Sinn
Am nächsten Morgen geh ich wieder hin
Ich nehme Gips aus der Ecke
Als ich mich sehr erschrecke
Das Loch, gewachsen an der Wand,
Überragt zum Teil des Kreuzes Rand
Wie kann das geh'n?
Was ist hier gescheh'n?
Mit einem Licht leucht' ich hinein
Seh kein Ende, trotz starkem Schein
Dann lauf ich um das Haus
Doch von draußen sieht nichts danach aus
Als ich wieder ins Haus gelange
Wird mir Angst und Bange
So viel größer jetzt das Loch
Wieviel wachsen wird es noch?
Vorsichtig näher' ich mich an
Da zieht es mich in seinen Bann
Unendliche Leere, die mich erfüllt
Schwarzes Nichts, (das) aus der Öffnung quillt
Ein Sog, der immer stärker wird
Leib und Geist von mir entführt
Ich betrete das Loch in der Wand
Lasse hinter mir den Öffnungsrand
Kein Leben , was mein Haus noch ziert
Die Leere hat mich absorbiert
Sinn erfüllt, das Loch nun dicht
Endloses Nichts verschluckt den Wicht.
Auf der Suche nach Erkenntnis und Wahrheit
Seh' ich in die Abgründe der Welt
Verlangen nach dem Paradies entfällt
Die grausigen Zustände gebieten Klarheit
Dunkle Wolken sind aufgezogen
Stetig währt die Finsternis
Licht nur hinter schließend'(em) Riss
Sonne hat Macht und Kraft verloren
Ewiger Regen das Gemüt regiert
Stürme über das Universum fegen
Längst an der Zeit, Hoffnung abzulegen
Gottes Wort auf ewig sich verliert.
Bei Vollmond auf dem Totenacker
Dichter Nebel hielt sich wacker
Leichnam in der Grube schlief
Auf Grabeshügel ein Rabe lief
Der Vogel durch lock're Erde wühlte
Und nach einem Faulwurm fühlte
Einen solchen Leckerbissen
Wollte hier er nicht vermissen
Als im Boden er weiter scharrte
Ein Auge sich ihm offenbarte
Der Tote glotzte ihn direkt an
Stach der Vogel in's Auge dann
Verzückt darüber, was er fand
Und der trübe Blick verschwand
Der Leichnam schnell den Unhold griff
Dem sogleich panisch Gekreisch entpfiff
Tief wurde das Federvieh gebissen
Und tödlich Fleischstück ihm entrissen
Wildes Schreien und Geflatter
Der Zombie ward ein Stück weit satter
Reichte nicht, es bedurfte mehr
Der Magen knurrte ihm noch sehr
Befreite sich mit Händen grabend
Sich künftig an der Menschheit labend
Das sollte genug der Nahrung sein
Gibt es Mensch und Menschenlein obendrein
R: Klein, so klein fing es an
Und wurde so viel größer dann
Nimm Dich in acht und halte Wacht
Denn er geht um in der Nacht.
Sobald das Urteil gesprochen, wirst Du geholt
Dem Pöbel zu geben, wonach er johlt
Bist Herr des Richtwerks, von oben bestellt
Erhältst für Vollstreckung auch Dein ehrlich Geld
Unter schwarzer Kapuze bleibst Du immer unerkannt
Dein Anblick den Delinquenten angstvoll bannt
Der Verurteilte muss (von Dir) für Leid und Pein
Zu jeder Zeit in geistig wachem Zustand (gehalten) sein
Damit er empfindet, was Du ihm angedacht
Und tiefste Reue in ihm wird entfacht
Ob schuldig oder nicht, keiner anders kann
Als gestehen, auch was er nicht begang
Je nach Schwere der Tat wird ausgewählt
Pranger, Axt, Schrauben oder es wird gepfählt
Auch am Ausweiden hast Du Deine Wonne
Erst in Deiner Hand versinkt die Sonne
Das Handwerk übst Du in tiefer Konzentration
Bedarf es doch an Feingefühl und ritueller Präzision
Deine Aufgaben erfüllst Du stets mit Freuden
Um so besser, je mehr Menschen leiden
Viele hast Du schon unter die Erde gebracht
Und im Stillen für Dich heimlich gelacht
Ein Ende in Zukunft ist so schnell nicht in Sicht
Da ewig der Mensch bemüht das vollstreckende Gericht
R: Du bist Henker, Meister der Tortur
Quälen und Foltern, das ist Dein
Aber auch Töten, sofern es soll sein
Die Menge an Menschen unterliegt einer Kur.
Finster wüten die Plagen
In den vergangenen Tagen
Ohne Gottes Gnaden
Von der Pest erstürmt
Hört man Menschen fragen
Wer kann es wagen
Die Seuche zu jagen
Der Herr scheint erzürnt
Geschützt durch Brille und Schnabel
(Wachs-) Mantel und Nadel
Ohne Furcht oder Tadel
Foltert er verzückt
Bringt er doch mehr Schaden
Sowie endlose Qualen
Im Tode zu baden
Bevor das Feuer kommt angerückt
Aug', Herz oder Magen
Die Ratten sie zernagen
In zahllosen Lagen
Die Leiber aufgetürmt
Zusammengetragen
Entzündet trotz Klagen
Flamme und Schwaden
Den Horizont erfüllt
R: Pestis Medicus
Vom Adel wurde er geschickt
Die Beulen hat er ausgedrückt
Zu lindern das Ausmaß
Und zu sondern den Pestfraß.
Auf dem Feld
Sehr angeschlagen
Zerfetzt ist der Magen
Stirbt ein Held
Schwer geschunden
Mit weiten Augen
Verliert er den Glauben
Hat sein' Meister gefunden
Blicke sich winden
Blutunterlaufen
Fleischiger Haufen
Die Sinne schwinden
Auge gebrochen
Der Glanz nun matt
Der Schmerzen satt
Verhallt letztes Pochen
Auf Erden er liegt
Das Gras wächst hoch
Zu Staub wird er noch
Er ist besiegt
Gewürm in ihm gärt
Von Viechern zerfressen
Der Held ist vergessen
Natur sich nährt
R: Der Blick wird trüb
So fahl und leer
Keine Heilung gibt es mehr
Durch den letzten Hieb
Der Blick wird trüb.
Durch finstere Höhle schleiche ich
Überall hässlich Schattentier
Auf der Hut vor Biss und Stich
Wedel ich die Fackel hier
Auf der Flucht vor meinesgleichen
Musst' ich in die Höhle weichen
Um ungesehen zu verweilen
Bis die Narren vorüber eilen
Früher wollten sie vermählen
Mich mit des Königs Ekelbrut
Nun woll'n sie mich zu Tode quälen
Da mir die Brut nicht gut genug
Es ist ein Leben im Dunklen nur
Brauche niemanden, verharre stur
Komme gut alleine klar
Auch als Schatten (in) der Höhle gar
Lernen muss ich, allein zu leben
In der kargen Behausung bald
Fresse aus den Spinnenweben
Und was ich finde so im Wald
Unaufhörlich die Zeit verstreicht
Das Thema auch beim Volke weicht
Keiner glaubt mehr, dass ich bin
Aus den Augen, aus dem Sinn
Mittlerweile eh' vergessen
Und auch schon seit Jahren hier
Hab ich verirrtes Volk gegessen
Was einst an's Leder wollte mir
R1: Er ist ein Höhlengeist
Sehr enttäuscht, wie Du weißt
Vereinsamt und verflucht
Seine Gnade man vergeblich sucht
R2: Er ist ein Höhlengeist
Sehr enttäuscht, wie Du weißt
Vereinsamt und verflucht
Hasst er die Menschenzucht.
Ist die Lage aussichtslos
Steigt die Angst, wird riesengroß
Lähmt Deine Glieder Dir im Nu
Schnürt sie Deine Kehle zu
Nur noch fähig zu vernehmen
Was bedroht Dein Leib und Leben
Angriff oder Flucht vergeblich
Gedrängt in Ecken kauerst' Dich
Den Blick verschlossen vor dem Ende
Die Lage bietet keine Wende
Gesicht in Hände tief vergraben
Hörst Du das Verderben sagen
"Es ist Zeit, mit mir zu geh'n
Es hilft auch nichts, mich anzufleh'n
Deine Tage sind gezählt
Du selbst hast diesen Weg gewählt"
Du auf schnelles Ableben setzt
Der Tod langsam die Sense wetzt
Wünsche kann er nicht verrichten
Ein schnelles Sterben kommt mitnichten
Immer wie es nicht gewollt
Damit wird hoch Tribut gezollt
Sünden sind Dir nicht mehr wichtig
Alle Freuden nunmehr nichtig
"Versteh', dass es nicht weitergeht
Und sieh' den Tod, der vor Dir steht
Senk' Dein Haupt vor'm letzten Akt
Bevor Dich meine Sense packt"
R: Am Ende der Hoffnung siegt die Angst
Wenn Du nicht mehr weiter kannst
Und Du um Dein Leben bangst.